Woran erkenne ich eine gute Ansprache? Die 4 wichtigsten Merkmale.

Jedes Brautpaar wünscht sich eine besondere Zeremonie und natürlich auch eine persönliche, eigens für sie kreierte Rede. Schließlich ist jedes Paar anders, jede Beziehung einzigartig und jede Geschichte unvergleichlich. Das soll sich in der Trauung und auch in der Rede wiederspiegeln und dadurch perfekt zum Paar passen.

1.) Persönlich und individuell

Auch Ansprachen, die nach dem Baukasten-Prinzip erstellt sind, können durchaus schön sein – keine Frage. Aber wenn euch Persönliches und Individualität wichtig sind, dann sollte die Rede selbstverständlich auch WIRKLICH auf euch zugeschnitten sein. Ganz besonders dann, wenn die Rednerin damit wirbt. Eine Ansprache in deren Verlauf eure Geschichte in 2 Absätzen zusammengefasst und später noch mal euer Beruf und eure Hobbies erwähnt werden, erfüllt dieses Kriterium definitiv NICHT! Damit gibt man einer Ansprache nur einen persönlichen Anstrich und erweckt den SCHEIN von Individualität. Mehr nicht!

Meiner Meinung nach ist eine Rede nur dann persönlich und individuell, wenn sich mind. 2/3 des Textes direkt auf euch, sowie eure Wünsche und Vorgaben beziehen. Außerdem sollten die Worte deutlich über die Tatsache hinausgehen, dass ihr euch liebt und heiraten wollt.

2.) Gedichte und Geschichten

Werden von eurer Rednerin gerne Gedichte und Geschichten verwendet? Dann solltet ihr „hellhörig“ werden. Ganz besonders, wenn sogar mehrere solcher Teile in der Ansprache verarbeitet werden und zudem auch noch der direkte Bezug zu euch fehlt. Diese Geschichten & Co. mögen zwar schön klingen, sind aber durch „copy and paste“ in JEDE Rede integrierbar und somit für JEDES Paar verwendbar. Super für die Rednerin, bedeutet es doch quasi keinen Aufwand.

Selbstverständlich können Gedichte und Geschichten auch sinnvoll eingesetzt werden. Nämlich immer dann, wenn

  • es euer ausdrücklicher Wunsch ist
  • damit Gäste in die Zeremonie eingebunden werden
  • sie zu euch, eurem Motto, dem Leitthema der Ansprache usw. passen

Ist KEINE dieser Voraussetzungen gegeben, dann sind Gedichte und Geschichten jedoch nur eines: Füllstoff. Zwar durchaus schöner Füllstoff, aber dennoch Füllstoff. Von „individuell und persönlich“ kann dabei keine Rede sein!

3.) Allgemeine Worte über die Kraft der Liebe usw…

Da sind manche Rednerinnen sehr kreativ und schütten ein Füllhorn an romantischen, emotionalen und blumigen Worten über euch aus. Sätze, die toll klingen und bei denen ihr euch total angesprochen fühlt, die bei genauerer Betrachtung aber überhaupt nichts mit euch zu tun haben. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, ABER… Wenn diese Phrasen den Großteil der Ansprache einnehmen und ihr bei diesen Teilen einfach eure Namen austauschen könnt und schon würde das Gesagte auch auf quasi jedes andere verliebte Paar passen, dann darf an der Individualität der Ansprache ebenfalls erheblich gezweifelt werden. Zumindest in diesem Teil...

Denn auch hier gilt: Allgemeines über Ehe und Liebe kann, ja SOLL durchaus Teil der Traurede sein, aber eben SINNVOLL und nicht ausschließlich. Bei einer GUTEN Rede bedeutet das:

  • es muss zu euch, eurem Motto, dem Leitthema der Ansprache usw. passen
  • es muss sich bspw. auf den von euch gewählten / vorgegebenen Trauspruch beziehen
  • es bildet die Überleitung zu einem anderen individuellen Part der Zeremonie

Liegt keiner dieser Gründe vor, dann kann auch hier weder von "persönlich" noch "auf euch zugeschnitten" die Rede sein. Copy and paste lässt grüßen!

Grundsätzlich gilt für eine gute, individuelle und extra für euch geschriebene Traurede: ALLES, was zwischen Begrüßung und Verabschiedung kommt, sollte auf euch, eure Wünsche und eure Vorstellungen / Vorgaben zugeschnitten sein! DANN und NUR DANN, ist es eure ganz persönliche und individuelle Ansprache!

4.) Zeit

Ja, tatsächlich ist auch das ein wichtiges Kriterium, denn das Schreiben der Ansprache ist der zeitaufwändigste Teil der Rednerarbeit. Das macht man nicht mal eben so nebenbei. Rednerinnen, die eine Ansprache in 3 oder 4 Stunden schreiben, sind entweder eine Art Wunderkind (was nicht SOOO wahrscheinlich ist) oder arbeiten eben ganz oder teilweise mit einem Baukasten-System. Nicht verwerflich - aber eben auch nicht individuell.

Vorsichtig solltet ihr auch bei Rednerinnen sein, die anbieten, für Termine, an denen sie bereits anderweitig gebucht sind, eine Traurede für euch zu schreiben, die dann jemand aus eurem Umfeld vortragen kann. Wenn die Rednerin womöglich 3 oder 4 solcher Anfragen an einem Tag bedient, dann könnt ihr euch selbst ausmalen, wieviel Zeit sie in jede Ansprache investieren kann und wie persönlich das dann wohl wird.

Gute Rednerinnen, die qualitativ hochwertige Ansprachen schreiben, nehmen nur EINE Trauung pro Tag und nicht mehr als 2 pro Wochenende an (nur in Ausnahmefällen mehr). Denn es ist ja klar, dass für JEDE Trauung ein ausführliches Kennenlernen  notwendig ist, JEDE Trauung geplant und JEDE Ansprache komplett ausgearbeitet werden muss. Gerade diese Teile der Arbeit sind SEHR ZEITINTENSIV. Und der Tag hat nun mal nur 24 Stunden ;-)

Mein Tipp: Fragt eure Wunschrednerin, wie sie arbeitet. Fragt, ob sie Gedichte und Geschichten einbaut, ob sie über die Liebe spricht und in welchem Umfang ungefähr, wie lang sie an einer Ansprache schreibt usw. Seid neugierig beim Kennenlern-Gespräch und durchaus auch kritisch. Dafür ist so ein Gespräch ja schließlich da.